„Fokus Ukraine - 777 Tage“

Europäisches Theaterfestival in Düsseldorf

von Andreas Rehnolt

Europäisches Theaterfestival 
„Fokus Ukraine - 777 Tage“
vom 11. bis 17. April in Düsseldorf
 
Das Schauspielhaus der NRW-Landeshauptstadt konnte 
für die Finanzierung der interdisziplinären Veranstaltung 
insgesamt 300.000 Euro bei öffentlichen und privaten
Geldgebern einwerben.

Unter dem Titel „Fokus Ukraine - 777 Tage“ veranstaltet das Schauspielhaus Düsseldorf ein interdisziplinären Theaterfestival, das dort vom 11. bis zum 17. April stattfindet. Am 11. April wird es genau 777 Tage her sein, daß Rußland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat, so der Generalintendant der renommierten Bühne, Wilfried Schulz. Gegenüber der Nachrichtenagentur epd, sagte Schulz, ihm sei es gelungen, bei öffentlichen und privaten Geldgebern insgesamt rund 300.000 Euro für das einwöchige Festival zusammenzutragen. 
„Es hat etwa ein halbes Jahr gedauert, bis die Finanzierung klar war. Die Dauer des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine verschleißt eben auch die Kraft der Unterstützer der Ukraine“, so der Intendant des Schauspielhauses Düsseldorf weiter. Nach seinen Worten handelt es sich bei der Veranstaltung um ein „sehr notweniges und sehr besonderes Festival“. Zu den finanziellen Unterstützern zählen das Kulturministerium NRW, die Landeshauptstadt Düsseldorf, die Kunststiftung NRW, das Goethe Institut, das Landesbüro Freie Künste, das Polnische Institut und die Stadtsparasse Düsseldorf.
Das Festival bietet ein Panorama vielstimmiger, künstlerischer Positionen aus der Ukraine und dem europäischen Exil. Am 11. April sind es auch 777 Tage, seit die Menschen in der Ukraine „ihr Leben, ihre Unabhängigkeit, ihre Kultur und die gemeinsamen europäischen Werte verteidigen“, so der ukrainische Regisseur Stas Zhyrkov, der gemeinsam mit Kuratorin Birgit Lengers die künstlerische Projektleitung des Festivals inne hat. Alleine vier Theaterinszenierungen reisen aus  verschiedenen Städten der Ukraine an, aus Lwiw, Kiew und Charkiw. Zudem gibt es Stücke aus Polen, Frankreich, dem Baltikum und aus Deutschland zu sehen. 
 
Allen Inszenierungen bei dem Festival in Düsseldorf ist gemeinsam, daß sie Fragen zum Krieg gegen die Ukraine stellen. „Für was lohnt es sich, zu kämpfen, ist Heimat ein Ort, was bedeutet Verlust und wie geht Verzeihen“ sind laut Lengers wichtige Fragestellungen. Ganz wichtig sei, daß die Arbeiten die unterschiedlichsten Rollen der Frauen in der Ukraine oder auch ins Exil geflüchteter Ukrainerinnen in den Fokus nehmen. Die Frauen sind nicht nur Opfer, sondern auch Protagonistinnen ihrer Geschichten, hieß es weiter. „Sie sind Überlebende, Zeuginnen, Kämpferinnen, Geflüchtete, Spioninnen und Mütter. All das ist an den Theaterabenden auf den Bühnen des Düsseldorfer Schauspielhauses zu sehen und zu entdecken“, so die Kuratoren. 

Zu sehen gibt es aktuelle Inszenierungen wie die Uraufführung „Green Corridors“ von Natalka Vorozhbyt als aktuelle Theaterarbeit des Dakh Theatre und das energetische Chorstück „Mothers – A Song For Wartime“ von Marta Górnicka oder Konzerte wie „Kofflers Schicksal: Die Goldberg-Variationen“ des Jewish Chamber Orchestra. Auch die poetische Theatererzählung „Novecento. Die Legende vom Ozeanpianisten“ über die Liebe zum Jazz und zwei Künstler in Zeiten des Krieges von Alessandro Barrico wird als Ein-Personenstück mit einem ukrainischen Schauspieler und Stepptänzer zu erleben sein. 
 
Im Rahmenprogramm gibt es Familienangebote des Afanasjew-Puppentheaters aus dem ukrainischen Charkiw oder eine Koch-Performance mit dem Starkoch Denis Kolesnikov. Weitere Künstlerinnen und Künstler aus der Ukraine werden auftreten und es wird zudem einen Dialog per Live-Verbindung in die Ukraine geben. Kuratorin Lengers wies darauf hin, daß über 100 Theater aus Deutschland sich bereit erklärt hätten, ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern Gelegenheit zur Mitarbeit zu bieten. Regisseur Zhyrkov, der bereits „Odyssee“ nach Homer in Düsseldorf auf die Bühne brachte, zeigt neben diesem Stück auch seine aktuelle Produktion „Die Orestie. Nach dem Krieg“ nach Aischylos. 
 
Bei der Programm-Pressekonferenz des Festivals „Fokus Ukraine - 777 Tage“ sagte er: „…ein Ende des Krieges ist nicht nur eine Lösung, sondern gebiert auch wieder eigene Folgen, wie etwa Rache“. Die Theatermacher wollen laut Generalintendant Schulz neben regelmäßigen Besucherinnen und Besuchern des Schauspielhauses auch die aus der Ukraine geflüchteten Menschen in NRW als Zuschauer erreichen, sowie das Fachpublikum aus anderen Städten oder europäischen Ländern. Der Eintritt zu den einzelnen Theaterstücken beträgt laut Schulz 7 Euro, Menschen aus der Ukraine zahlen 1 Euro, um das jeweilige Stück zu sehen.